Eine lebenswerte Stadt braucht Nahversorger in fußläufiger Entfernung

Ja, ich kenne das Anliegen von Frau Sigrid Blankenburg und den anderen Anwohner:innen und war sogar mittelbar selbst betroffen, weil ich oft für meinen Vater im Netto-Markt eigekauft hatte. – Inzwischen habe ich auch mit Frau Blankenburg selbst gesprochen.

Eine wirkliche Lösung des Nahversorgungsproblemes im Bereich Am Okerufer und Am Roten Amte kann ich per sofort leider nicht anbieten, aber die WoBau hat mit ihrem Neubau eine städtebauliche Entwicklung hin zu einem wohnortnahen und kleinteiligen Angebot versäumt. Das ist besonders deshalb bitter, weil die Gesellschaft zu jeweils 50 Prozent dem Landkreis und der Stadt gehört. Wir benötigen kombinierte Nutzungen von Gebäuden mit einem Nahversorgern im Erdgeschoss und Wohnen oder Büros in den Obergeschossen, so wie das Frau Blankenburg und ihre Mitstreiter:innen vorgeschlagen hatten.

Dass solche Bauvorhaben vor allem deshalb schwer umsetzbar sind, weil sie bauordnungsrechtlich Stellplatzbedarfe für Autos auslösen, ist natürlich gerade im Bereich der Nahversorgung in fußläufiger Entfernung eine besondere Ironie, die die Überkommenheit solcher Vorschriften aufzeigt.

Ich werde mich für eine Stadtplanung einsetzen, die wirkliche Nahversorgung ermöglicht und die Chancen auf einen Wandel des Einkaufens nicht verbaut: Weg von der grünen Wiese, hin zu den Menschen in der Stadt. – Am Grünen Platz ist es trotz kommunaler Beteiligung bisher leider falsch gelaufen. – Aber noch ist das Gelände des ehemaligen Marktes nicht durch Bebauung verloren!

Die Entfernung vom ehemaligen Netto-Markt zum Löwentor beträgt über Rosenwinkel und Kleiner Zimmerhof übrigens 840 m, das ist weiter als die 747 m bis zum Rewe-Markt in der Breiten Herzogstraße.

Die belehrende Reaktion von Ivica Lukanic in der er Adrian Haack rät, bei Herrn Schmidt-Wächter anzurufen, scheint mir wenig realitätsnah. Gleichzeitig denke ich aber nicht, dass der Wahlkampf Gräben aufreißt. Oft erwachsen aus einem kultivierten Streit auch gute Ideen. Und wenn ich als Ratsherr vom Stadtbaurat aus der Presse erfahre, dass nun doch wieder Verhandlungen in Sachen Lebensmitteleinzelhandel im Löwentor laufen, ist das zwar nicht der Weg der Kommunikation, den ich mir wünsche, aber ein Mehrwert an Wissen. – In jeder Hinsicht.
PS: Beim Aufnehmen der Fotos begegnete mir ein Bewohner des Pflegestiftes “Steinhäuser Gärten” (im Rollstuhl!). Er fuhr zu Rewe (Breite Herzogstraße) “um Kippen zu kaufen”. Ja, der Netto-Markt fehlt!
Dieser Artikel nimmt Bezug auf Artikel in regionalHeute.de – Wolfenbüttel:

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